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Sondereinbände

Sondereinbände, Sonderarbeiten

Haben Sie ein Lieblingsbuch, einen zerschlissenen Gewebeeinband, ein Taschenbuch oder nur lose, gesammelte Einzelblätter, wir binden Ihnen ihr ganz persönliche Buch.

Egal ob wir ihr Lieblingsbuch in Gewebe, Leder oder Pergament einbinden, die individuelle Gestaltung bekommt es durch eine Decken- und Rückenprägung.

Die ganz persönliche Note bekommt ihr Buch durch unsere Buchbeschläge wie Buchschließen und Buchecken oder Biernägel, die man auch einzeln bei uns erwerben kann.

 

Ein Doppelbuch
Ein Doppelbuch wird auch Dos-à-Dos-Band oder Zwillingsband genannt.
Alles im Leben hat zwei Seiten wie:
. . . toll gesessen    oder . . . dumm gelaufen.
In einem Doppelbuch können verschiedene Eindrücke und Erlebnisse sortiert nach Pro und Contra sowie Soll und Haben niedergeschrieben und übersichtlich notiert werden.
 
In der Buchbinderei ist diese Buchform seit dem 16. Jahrhundert bekannt. In den 60er Jahren des 16.Jhhs. sind Doppelbücher vor allem in Zusammenhang mit dem Frankfurter Buchhändler Johann Eichhorn aufgetreten. Es handelt sich dabei um eine Buchform, bei der zwei oder mehrere Buchblöcke im gleichen Format durch einen gemeinsamen Deckel verbunden sind.
 
Heinz Petersen zitiert in seinem Buch (BUCHEINBÄNDE Akademische Druck- und Verlagsanstalt Graz, 1988) wiederum H. Schreiber (Einführung in die Einbandkunde, Leipzig 1932), der diese Form des Buches unter „Verirrungen der Form“ beschreibt, „weil die Form des Buches vergewaltigt, zu falschen Schmuckabsichten missbraucht wird, weil die möglichen technischen Ersparnisse eine Belastung für den Gebrauch bedeuten“.
 
Doppelbuch - Rohhalbleinen
Portefeuille 
Originale Postmappe um 1800
Portefeuille
neu gestaltete Ledermappe, 2015
Ein Portefeuille und ein verschnürten Registereinband

Im Jahr 2015 bekamen wir zwei interessante Aufträge in unsere Buchbinderwerkstatt – ein „Portefeuille“ und einen „Verschnürten Registereinband“.

Ein Portefeuille (franz. Brieftasche, Aktenmappe) ist eine Mappe, in denen Kuriere wichtige Dokumente und Briefe transportierten. Das mir als vorlegte Original-Muster ist einfach ausgestattet und war für einen mittleren Beamten oder Stabsoffizier bestimmt. Es stammt aus Frankreich um 1800, der Napoleonischen Zeit. Vor 200 Jahren läutete die Schlacht von Waterloo das Ende Napoleons ein. Für eine Neuauflage der Schlacht (2015) an der tausende von Laiendarsteller in historischen Kostümen spielen, sollte ich für den Laiendarsteller „Oberquartiermeister Ludwig von Reiche“ ein möglichst originaltreues Portefeuille nacharbeiten.

Das Original hat die Außenmaße von 37,0 cm x 25,5 cm und ist zusammengefaltet 5 cm dick. Das Portefeuille besitzt sechs Fächer, durch den „Frosch“ am Boden und an den Seitenwänden kann es weit geöffnet werden. Es ist mit dunkelgrünem Maroquin Leder überzogen und seine Außenkanten mit einer vergoldeten Rollenprägung verziert. Es besitzt ein abschließbares Messingschloss, das je nach Inhaltsmenge an vier verschiedenen Rasten eingehängt werden kann.
Natürlich musste ich an der originalen Vorlage einige Abstriche machen, da der Kunde nur an eine gewissen Geldbetrag ausgeben wollte.
Als Leder wählten wir schwarzes Ziegenleder und als Futtermaterial blaues Buchbinderleinen. Wir verzichteten auf das  Messingschloss und die zeitaufwendige Rollenprägung. Es wurde ein schlichtes Portefeuille, das nach der „Schlacht von Waterloo 2015" bestimmt seine eigene Patina ausstrahlt.

Des Weiteren sollte ich für das Stadtarchiv Nürnberg einen „Verschnürten Registereinband“ nachgestalten. Als die Fotos und Skizzen vor mir lagen, erinnerten sie mich zunächst einmal an eine alte, ausgebeulte Aktenmappe.
Bei näheren Nachforschungen stieß ich auf das, im Jahr 1741, verfasste Buchbinderlehrbuch von Christoph Ernst Prediger. In seinem ersten Band beschrieb er auch die Anfertigung „Geschnürter Registereinbände“. Die seit dem 15. Jahrhundert gebräuchlich waren. Da diese Einbandart ein nachträgliches Einheften weiterer Lagen ermöglicht, wurde sie hauptsächlich für Akten verwendet.
Der Registerband entwickelte sich aus dem frühmittelalterlichen Codex und war im15. bis zum 18. Jahrhundert gebräuchlich, einige wenige Exemplare sind noch in verschiedenen Archiven erhalten.
Diese Einbände sind vollkommen klebstofffrei, das heißt sie werden ohne einen Tropfen Leim verar-beitet. Nur dünne Leder- oder Pergamentriemchen halten einen Einband zusammen.

nachgestalteter
Registereinband, 2015
Buchfutteral
von ca. 1720
Ein altes Buchfutteral

Ein Kunde brachte mir Herbst 2017 eine kleine Bibel, Oktavformat gedruckt 1720 bei Henrich Wilhelm Meyer in Lemgo. Diese Bibel steckte in einer Schutzhülle aus Pappe, einem Behältnis mit Hals. Dieses Futteral war passgenau um das Buch gearbeitet, die Rundung des Buchrückens war genau markiert. Es ist mit grünem Brokatpapier überzogen und mit einem rötlichen Kamm-Mmarmorpapier ausgefüttert. Der Hals ist aufgescheuert, der Deckel kann nicht mehr ganz aufgesetzt werden. Der Deckel- und der Kastenboden sind jeweils teilweise lose.
Vorsichtig löste ich am Deckel- und Kastenboden mit einem scharfen Messer das alte Buntpapier und nahm es jeweils am Boden ganz ab. Mit einem alten, ähnlichen Buntpapier rändelte ich den Boden neu und verklebte das gelöste Buntpapier wieder. Den aufgescheuerten Hals kleisterte ich gut ein und glätte ihn mit einem Falzbein. Nach dem Trocknen konnte das Futteral wieder ganz geschlossen werden.
Ich wollte das Futteral ohne „große“ sichtbare Spuren wieder benutzungsfähig machen. Die abgescheuerten Stellen habe ich absichtlich nicht nachgefärbt.